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Fallstudienanalysen: zehn typische Fehler

Die Nutzung einer Fallstudienanalyse bringt in der Forschung viele Vorteile mit sich. Sie muss aber methodisch korrekt eingesetzt werden, damit ihre Ergebnisse eine hohe Validität aufweisen. Wir zeigen, welche zehn typischen Fehler vermieden werden sollten, damit eine Fallstudie nutzbringend wirken kann. In diesem Artikel erklären wir Ihnen, was eine Fallstudie ist und welche Fehler Sie bei ihrer Durchführung vermeiden sollten.

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Was ist eine Fallstudie?

Häufig ist im Studium eine Fallstudienanalyse gefragt. Bei der auch als Case Study bekannten Forschungsmethodik handelt es sich um ein Verfahren, das ein oder mehrere Echtfälle z. B. von Unternehmen anhand von theoretischen Erkenntnissen untersucht. Ziel ist es, damit den vorliegenden Fallzusammenhang zu verstehen und neue Erkenntnisse für zukünftige Forschungsfragen abzuleiten.

Warum macht eine Fallstudienanalyse in einer wissenschaftlichen Arbeit Sinn?

Die Fallstudienforschung stellt einen wichtigen Bestandteil vieler wissenschaftlicher Disziplinen dar, auch wenn sie in Teilen nicht als Methode, sondern eher als Forschungsansatz gilt. Mithilfe der Fallstudienforschung kann es gelingen, theoretische Erkenntnisse um praktische zu ergänzen (z. B. aus dem unternehmerischen Kontext). So dient die Fallstudienanalyse der Erweiterung des Forschungshorizonts. Dabei orientiert sie sich am Einzelfall und versucht, über dessen Analyse zu generalisierbaren Ergebnissen zu kommen.

Welche zehn typischen Fehler sollten im Rahmen einer Fallstudienanalyse vermieden werden?

1: Keine klare Forschungsfrage formuliert

Eine Fallstudie funktioniert nur dann, wenn die Forschungsfrage klar formuliert ist. Dies ist der erste Schritt im Rahmen einer Fallstudie. Gängige Forschungsfragen, die im Rahmen einer Fallstudienanalyse bearbeitet werden können, sind Fragen nach dem ‚Wie‘ und dem ‚Warum‘. Hier kann die Fallstudienanalyse mit Blick auf ihre analytische Tiefe ihre Stärken zeigen.

Ein Beispiel kann daher sein: ‚Unter welchen Voraussetzungen kann eine nachhaltige Ausrichtung eines Unternehmens dessen Performance steigern?‘ In diesem Fall würde man zunächst die Zusammenhänge und Wechselwirkungen theoretisch erheben und diese dann mithilfe einer Fallstudie empirisch validieren.

2: Kein klarer Studientyp ausgewählt

Die Literatur unterscheidet im Allgemeinen drei Arten von Fallstudien:

  • deskriptive/beschreibende Fallstudien (‚wie‘)
  • explanativ/erklärende Fallstudien (‚warum‘)
  • explorativ/erforschende Fallstudien (‚was‘, ‚wie‘ und ‚warum‘)

Bei deskriptiven Fallstudien liegt der Fokus darauf, Fragestellungen und Thesen zu beschreiben. Explanative Fallstudien verfolgen wiederum das Hauptziel, Wirkungszusammenhänge zu erheben. Im Rahmen explorativer Fallstudien schließlich geht es darum, neue Forschungszusammenhänge zu erkennen.

Fehlt eine klare Definition eines Fallstudientyps, führt die Gestaltung und Durchführung der Fallstudie auch nicht zum gewünschten Ziel. Getreu dem Motto ‚Wenn Du nicht weißt, wohin Du gehen willst, brauchst Du Dich nicht zu wundern, wenn Du ganz woanders ankommst‘ ist es von zentraler Bedeutung, sich für eine Art der Fallstudie zu entscheiden. Hierzu empfiehlt sich die Nutzung der genannten ‚W-Fragen‘ (wie, warum und was).

3: Kein individuelles Forschungsdesign auf Basis verschiedener theoretischer Ausprägungen

Die Entscheidung für ein individuelles Forschungsdesign ist im Rahmen einer Fallstudie von zentraler Bedeutung. In der Literatur existieren keine einheitlichen Vorgaben dazu, wie eine Fallstudie zu realisieren ist. Es existieren dabei drei Grundausprägungen:

  • Ausrichtung nach Eisenhardt
  • Ausrichtung nach Yin
  • Ausrichtung nach Gibbert

Im Rahmen einer Fallstudienanalyse gilt es, sich für eine Grundausrichtung zu entscheiden und dann relevante Inhalte der anderen Autoren aufzunehmen. So gelangt man zu einem individuellen Design.

4: Keine klare Entscheidung für eine Art der Analyse

Im Rahmen der Fallstudienanalyse lassen sich prinzipiell zwei Arten unterscheiden: Bei der holistischen Analyse wird der Einzelfall in einem Kontext und mehrere Einzelfälle in einzelnen Kontexten behandelt.

Dem gegenüber steht die eingebettete Analyse, bei der ein Fall nicht identisch zu einer Analyseeinheit ist. Hier liegen vielmehr mehrere eingebettete Fallstudien (Analyseeinheiten) vor, für die die gleichen Kriterien wie für die gesamte Fallstudie existieren. Hier gilt es, sich für eine Art der Analyse zu entscheiden.

5: Keine klare Fallauswahl und deren Begründung

Unter dem Begriff des Selection Bias wird eine Verzerrung verstanden, die bei der Auswahl von Stichproben entstehen kann. Übertragen auf die Fallstudie bedeutet dies, dass die Auswahl des Falls selbst potenziell das Ergebnis verzerrt. Dies kann aus der Gleichheit der Fälle, wenig Informationen oder aus keiner klaren Abgrenzung zu anderen Fällen resultieren.

Als Unit of Analysis wird im Rahmen der Fallstudie der Fall selbst verstanden. Dies muss nicht zwangsweise ein einzelner Fall sein. Es kann sich dabei auch um mehre Fälle (Unternehmen) oder auch Prozesse (in einem Unternehmen) handeln. Allgemein wird daher ein Fall als ‚Untersuchungsraum‘ bzw. ‚Untersuchungsgebiet‘ verstanden.

6: Keine klare Fallbeschreibung

Wird der Fall nicht ausreichend beschrieben, z. B. mit Zahlen, Stärken und Schwächen oder dessen Besonderheiten, kann es schwierig sein, diesen genau zu analysieren. Mittelpunkt einer Fallanalyse ist immer zunächst die Fallauswahl, da hieraus die Kriterien zur Beschreibung und Analyse resultieren.

7: Keine klare Analyse des Untersuchungsgebiets

Für eine zielführende Interpretation einer Fallstudie müssen Kriterien formuliert werden, anhand derer eine Analyse erfolgen soll. Ein mögliches Kriterium kann z. B. die Analyse von Defiziten in der theoretischen Forschung sein. Im Ergebnis erfolgt dann im Rahmen der Analyse entweder eine Wertung oder eine Beschreibung der Ergebnisse unter Nutzung der Kriterien. Die Ausprägung ist hier von der Anwendung des Fallstudientyps abhängig.

Erfolgt dies nicht, ist aufgrund fehlender Kriterien eine ausreichende Analyse eines einzelnen Falls nicht möglich. Insbesondere verschiedene Fälle können so nicht sinnvoll miteinander verglichen werden.

8: Vermischung von Definitionskriterien und Fragestellungen

Die Fragestellung prägt die Zielsetzung der Durchführung und bestimmt den Ablauf bei der Bearbeitung. Die Kriterien wiederum sind die einzelnen Aspekte innerhalb der Fragestellung und werden durch ‚W-Fragen‘ bestimmt. Vermischen sich jedoch Kriterien und Fragestellung, besteht die Gefahr, dass nur Teile der gesamten Fragestellung beantworten werden können.

9: Fehlende Zuordnung der Definitionskriterien zur Fragestellung

Eine Fallstudie ist allgemein durch ihre Datensammlung geprägt. Hierzu ist es notwendig, eine Logik zu definieren, die dazu beiträgt, die formulierten Thesen mit theoretischen Überlegungen und praktischen Beobachtungen zu verbinden. Hierzu erfolgt eine Verknüpfung von These und Fragestellung. Wenn die Kriterien zur Definition (Thesen) mit der Fragestellung identisch sind, kann die Fallstudie ihr Ziel nicht erreichen. Vielmehr muss aus der Fragestellung die Beantwortung einzelner Aspekte abgeleitet werden, um eine zielführende Bearbeitung zu ermöglichen.

10: Fehlende Dokumentation der methodischen Vorgehensweise

Eine Fallstudie muss in diesen Punkten ausführlich dokumentiert sein. Nur so kann ein Dritter die einzelnen Schritte nachvollziehen und bewerten. Fehlt dies, ist auch eine Beurteilung des Ergebnisses nicht möglich.

Fazit

Es ist wichtig, im Rahmen einer Fallstudienforschung auf die korrekte Anwendung der Methodik zu achten. Orientieren Sie sich dabei an einem standardisierten und bewährten Verfahren, zum Beispiel auf Basis von Yin, Eisenhardt oder Gibbert. Dies ermöglicht Ihnen die Wahl einer Grundausrichtung und erleichtert Ihnen die individuelle Umsetzung der Fallstudie.

Wenn Sie auf der Suche nach professioneller Unterstützung in der Konzeption, Analyse und Interpretation einer Fallstudie sind, erstellen wir Ihnen gerne ein unverbindliches Angebot. Nutzen Sie dazu einfach das schriftliche Kontaktformular!

Flyvberg, B. (2006). Five Misunderstandings About Case-Study Research. Qualitative Inquiry, 12(2), 219-245. https://doi.org/10.1177/1077800405284363

Flyvberg, B. (2011). Case Study. In: N. K. Denzin, Y. S. Lincoln (Hrsg.), The Sage Handbook of Qualitative Research, 4. Aufl., S. 301-316. Sage

Gibbert, M. & Ruidrok, W. (2010). The ‘‘What’’ and ‘‘How’’ of Case Study Rigor: Three Strategies Based on Published Work. Organizational Research Methods, 13(4), 710-737. https://doi.org/10.1177/1094428109351319

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