Für viele wissenschaftliche Arbeiten (z.B. die empirische Bachelorarbeit) findet eine Fragebogen Umfrage statt. Dafür muss erst einmal ein Fragebogen konzipiert werden, was anfangs etwas einschüchternd sein kann. Tatsächlich legt der Fragebogen einen entscheidenden Grundbaustein für den Erfolg der empirischen Arbeit. Fehler beim Fragebogen Aufbau lassen sich nach der Datenerhebung meistens nicht mehr ausbügeln. Es lohnt sich also ein wenig Zeit in den Fragebogen Aufbau zu investieren.
Bei guter Vorbereitung ist die Fragebogenerstellung aber auch eine spannende Phase der empirischen Arbeit: Abstrakte Forschungsfragen nehmen endlich konkrete Formen an. Sie können hier konkret ausgestalten wie die Konzepte der Forschungsfrage gemessen und später analysiert werden sollen.
Damit der Fragebogen Aufbau locker gelingt, haben wir 7 Fehler zusammengetragen, die wir immer wieder beobachten. Außerdem geben wir praktische Ratschläge wie Sie diese Fehler vermeiden.
Aufbau Fragebogen – Diese Fragen werden in diesem Artikel beantwortet:
- Was sind häufige Fehler bei der Fragebogenerstellung?
- Wie können Sie Fehler bei der Fragebogenerstellung vermeiden?
Fehler 1: Fragebogen ohne klaren Forschungsplan
Ein schlecht ausgearbeiteter Forschungsplan ist ein Fluch für die gesamte wissenschaftliche Arbeit. An wenigen Stellen wird dies aber so deutlich wie beim Fragebogen: Typische Symptome für einen schwammigen Forschungsplan sind unklar definierte Fragen, Fragen über irrelevante Themen oder keine Fragen zu entscheidenden Themen. Bevor Sie Ihren Fragebogen erstellen sollten die folgenden Fragen unbedingt geklärt sein:
- Was ist die konkrete Forschungsfrage?
- Wie lauten meine Hypothesen?
- Welche Variablen möchte ich messen?
- Existieren für diese Variablen bewährte Fragen oder will ich eigene Fragen entwerfen?
- Wie möchte ich gemessenen Werte später analysieren?
- In welcher Form sollten die Variablen für diese Analysen vorliegen?
Eine erste Hilfestellung kann hier auch unser Artikel zu Erstellung eines Forschungsplans bieten. Tiefergehende Beratung zum Studiendesign können Sie natürlich auch jederzeit von unseren Experten erhalten.
Fehler 2: Zu viele Fragen
Die Geduld Ihrer Teilnehmer ist begrenzt. Respektieren Sie also die Zeit Ihrer Teilnehmer und vermeiden Sie unnötige Fragen. Für die Länge des Fragebogens gilt: So kurz wie möglich und so lang wie nötig! Ein klar umrissener Forschungsplan hilft Ihnen dabei zu entscheiden welche Fragen überflüssig sind.
Bitten Sie Bekannte eine vorläufige Version des Fragebogens auszufüllen und messen Sie die Zeit. Im Idealfall sollte die Beantwortung nicht länger als 10 Minuten dauern.
Fehler 3: Wichtige Fragen zum Schluß
Es ist ärgerlich, aber wahr: Manche ihrer Teilnehmer werden irgendwann die Lust verlieren und Ihren Fragebogen nicht bis zum Schluss ausfüllen. Dann ist es ärgerlich, wenn die wichtigste Variable der Studie erst ganz am Schluss gemessen wird! Stellen Sie die wichtigsten Fragen also relativ früh im Fragebogen. Ausnahme für diese Regel: Ihre Frage könnte Teilnehmer gleich zu Beginn verschrecken.
Fehler 4: Anfang mit abschreckenden Fragen
Manche Fragen sind etwas „sperrig“ für Teilnehmer. Hierzu zählen Fragen, die etwas Aufwand vom Teilnehmer fordern. Dazu gehören offene Fragen die längere Texteingabe erfordern oder Fragen, die eine genaue Einschätzung vom Teilnehmer erfordern („Wie viele Stunden pro Tag verbringen Sie auf Facebook?“). Zu den schwierigen Fragen gehören aber auch Fragen zu sensiblen Themen wie zum Beispiel Einkommen, Sexualverhalten oder Gesundheit. Wenn Sie Ihre Teilnehmer gleich zu Beginn mit solchen Fragen konfrontieren, besteht die Chance, dass diese die Umfrage abbrechen.
Wenn möglich sollten Sie solche Fragen vermeiden. Wenn „schwierige“ Fragen aber für Ihre Forschungsarbeit unerlässlich sind, überfordern Sie Ihre Teilnehmer mit diesen Fragen nicht gleich zu Beginn. Stellen Sie lieber erst unverbindliche „Eisbrecherfragen“ wie zum Beispiel demographische Fragen zu Alter und Geschlecht. Anschließend können Sie sich mit themenverwandten Fragen zu schwierigen Fragen vortasten.
Aufbau Fragebogen: Dies wäre kein guter Einstieg!
Fehler 5: Komplizierte oder missverständliche Fragen
Für verwertbare Ergebnisse sollten Ihre Teilnehmer die Fragen verstehen können. Halten Sie Ihre Fragen also so einfach und eindeutig wie möglich. Die folgenden Faustregeln können Ihnen dabei helfen die häufigsten Ursachen für missverständliche Fragen zu beseitigen:
Faustregel | Schlecht formulierte Frage | Gut formulierte Frage |
Fremdwörter vermeiden | Besitzen Sie ein mobiles Endgerät? | Besitzen Sie ein Handy oder Tablet? |
Doppelfragen vermeiden | Wie bewerten Sie Inhalt und Umfang des Unterrichts? | Wie bewerten Sie den Inhalt des Unterrichts?
Wie bewerten Sie den Umfang des Unterrichts? |
Doppelte Verneinung vermeiden | Welches dieser Produkte finden Sie am ehesten nicht unattraktiv? | Welches dieser Produkte finden Sie am attraktivsten? |
Mehrdeutige Begriffe & Formulierungen vermeiden | Sind Sie für ein Verbot von Rauschmitteln? (Welche Rauschmittel sind gemeint?) | Sind Sie für ein Verbot von Marihuana? |
Fehler 6: Suggestivfragen im Aufbau Fragebogen
Selbst kleine Unterschiede in der Formulierung von Fragen können die Antwort beeinflussen können. Vermeiden Sie daher beim Fragebogen Aufbau mögliche Einflussnahme auf die Teilnehmer durch Suggestivfragen.
Diese Fragen beeinflussen die Antwort durch die Wortwahl und Formulierung der Frage
Verwenden Sie lieber neutrale Formulierungen wie in den folgenden Beispielfragen:
Formulieren Sie Ihre Fragen möglichst neutral
Fehler 7: Unüberlegte Antwortoptionen
Die angebotenen Antwortoptionen sollten gut überlegt sein. Wenn Sie eine qualitative Analyse planen, benötigen Sie natürlich offene Fragen mit Textantwort. Für eine quantitative Analyse sollten Sie hingegen meistens geschlossene Fragen mit vorgegebenen Antwortmöglichkeiten wählen.
Bei geschlossenen Fragen haben die Antwortoptionen direkte Auswirkungen auf das Skalenniveau. Oft wird hier ohne Not ein niedriges Skalenniveau gewählt und somit die Auswahl an statistischen Verfahren drastisch eingeschränkt. Ein häufiges Beispiel, etwa für die empirische Bachelorarbeit, ist die Ermittlung von Alter durch multiple Choice Fragen:
Messen Sie Alter nicht als multiple choice…
Die hieraus resultierenden Daten sind auf Ordinalniveau und für Verfahren wie lineare Regression nur bedingt zu gebrauchen. Dabei lässt sich Alter als Textantwort ganz einfach auf Intervallniveau messen:
…sondern lieber als Textantwort!
Wenn möglich sollten Sie für wichtige Variablen Ja/Nein Fragen durch detaillierte Antwortoptionen ersetzen. Ja/Nein Fragen erzeugen nur Daten auf nominalen Niveau:
Ja/Nein Fragen geben Ihnen nur wenig Informationen
Um Daten zu erhalten die sich einer Intervallskala annähern, bieten sich mehrere Fragen mit Likert-Skalen an:
Ziehen Sie mehrere Likert-Fragen einer einzelnen Ja/Nein Frage vor
Wenn die Variable mit einer einzigen Frage gemessen werden soll, können Sie auch eine Frage mit Schieberegler verwenden. In der Regel erzeugen diese ebenfalls Daten, die sich einem Intervallniveau annähern.
Schieberegler sind bei einer Online Umfrage eine gute Alternative
So erstellen Sie den perfekten Fragebogen Aufbau!
Mit den Tipps aus diesem Artikel können Sie sicher sein, die häufigsten Fehler beim Fragebogen Aufbau zu vermeiden. Zur Übersicht haben wir die häufigsten Fehler und Strategien zur Vermeidung noch einmal zusammengefasst:
Fehler | Strategie zur Vermeidung |
Fragebogen ohne klaren Forschungsplan | Zuerst Forschungsplan klären |
Zu viele Fragen | Auf notwendige Fragen beschränken |
Wichtige Fragen zuerst | Kritische Fragen relativ früh stellen |
Anfang mit abschreckenden Fragen | Mit „Eisbrecherfragen“ beginnen |
Komplizierte oder missverständliche Fragen | Möglichst eindeutige & einfache Fragen stellen |
Suggestivfragen | Neutrale Formulierungen verwenden |
Unüberlegte Antwortoptionen | Bestmöglichstes Messniveau verwenden |
Natürlich können wir mit diesem Artikel nur einen kurzen Überblick über die wichtigsten Themen bei der Fragebogen Erstellung geben. Besonders für eine empirische Bachelorarbeit sollten Sie sich auch mit fachspezifischen Besonderheiten vertraut machen. Wenn Sie gerne tiefer in das Thema Fragebogenerstellung und Studiendesign eintauchen möchten, können Ihnen unsere Experten von Novustat jederzeit hilfreich zur Seite stehen!
Weiterführende Links
[1] http://www.thielsch.org/download/wirtschaftspsychologie/Thielsch_2012b.pdf
[3] https://psr.iq.harvard.edu/files/psr/files/PSRQuestionnaireTipSheet_0.pdf