Wenn im Kontext medizinischer Fachliteratur von einem Goldstandard bezüglich eines Tests gesprochen wird, so wird darunter der zum betreffenden Zeitpunkt geeignetste Test zum Erfassen einer interessierenden Variablen verstanden. Die Kriterien, welche die Güte bzw. die Qualität eines Tests bestimmen, umfassen die Bereiche der Objektivität, Reliabilität und Validität. Zudem ist es in der Medizin üblich, die Effizienz bei der Erfassung externer Merkmale zu quantifizieren. Dies geschieht mit Hilfe der Variablen Sensitivität und Spezifität. Neben den genannten Qualitätsmerkmalen des Tests müssen jedoch noch weitere Aspekte berücksichtigt werden, um die Eignung festzustellen. Ein wesentlicher Faktor sind die Kosten und der Aufwand des Tests. Grundsätzlich sollten, gemäß dem Sparsamkeitsprinzip, Testverfahren bevorzugt werden, welche schnell und günstig sind. Dies gilt jedoch nur, wenn die Aussagekraft nicht signifikant durch die gezielte Einsparung von Kosten beeinträchtigt wird. Weiterhin müssen Nebenwirkungen von Testverfahren in die Festlegung eines Goldstandards mit einbezogen werden. Messverfahren, die aufgrund invasiver oder andersartiger Beanspruchung einen höheren Belastungsgrad erfordern, sind grundsätzlich solchen Verfahren unterzuordnen, die keine vergleichbare Belastung erzeugen.
Es muss an dieser Stelle erwähnt werden, dass die Festlegung eines Goldstandards kein starrer Prozess ist, sondern stets einem Wandel unterlegen ist. Aufgrund von Weiterentwicklungen und Fortschritten in der medizinischen Forschung können einstige Goldstandards von neuen Messverfahren abgelöst werden. Daher sind aktuelle Standards grundlegend als temporär anzusehen. In Abhängigkeit vom betrachteten Fachbereich können bestehende Standards dementsprechend unterschiedlich lang bestehen bleiben.
Zusammenfassung: Ein Goldstandard in der Medizin beschreibt Testverfahren, welches die bestmöglichen Gütekriterien (Objektivität, Reliabilität, Validität, Sensitivität und Spezifität) hinsichtlich der Erfassung eines interessierenden Merkmals aufweist. Neben diesen statistischen Kennwerten spielen jedoch auch ökonomische (Kosten) und den Patienten beeinträchtigende Folgen (Belastungsgrad) des Tests eine wichtige Rolle bei der Beurteilung, ob der Test als Goldstandard zu erachten ist.