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Grounded Theory: Durch qualitative Analyse eine neue Theorie entwickeln

Viele Studierende haben schon oft von der Grounded Theory Methode gelesen, jedoch scheuen mindestens genauso viele von ihnen die Anwendung. Der Grund ist vergleichsweise einfach: Beim ersten Lesen erscheint die Methodik kompliziert und alles andere als anwenderfreundlich. Und ganz von der Hand zu weisen ist es natürlich nicht. Aufgrund ihrer Ausprägung und der Vielfalt der Anwendungen bedarf es schon ein wenig Übung, die Grounded Theory richtig anzuwenden.

In diesem Blog wollen wir Ihnen daher zeigen, was die Grounded Theory ist, wie Sie diese erfolgreich anwenden und was es mit theoretischer Sättigung auf sich hat. Schließlich werden Sie in der Lage sein, über eine qualitative Analyse eine neue Theorie zu entwickeln und zu formulieren.

Sie wollen eine qualitative Analyse durchführen und mittels Grounded Theory Methode eine neue Theorie entwickeln und dabei wissenschaftlich fundiert herangehen? – Dann zögern Sie nicht und wenden Sie sich an uns für eine professionelle Datenauswertung!

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Was ist Grounded Theory?

Grounded Theory ist ein qualitativer Forschungsansatz. Vereinfacht formuliert geht es bei der Grounded Theory darum, mit Hilfe von empirischen Daten eine neue Theorie zu entwickeln. Es handelt sich also um ein exploratives und induktives Herangehen an das Forschungsthema. Die Grounded Theory-Methode wurde in den 1960er Jahren von den Soziologen Anselm Strauss und Barney Glaser entwickelt. Sie verfolgt das Ziel, Muster in den zu erhebenden bzw. vorhandenen Daten zu identifizieren, die dann als Grundlage für die neue Theorie dienen können.

Die Methodik empfiehlt sich zur Anwendung immer dann, wenn ein entweder vollständig oder teilweise noch nicht bekanntes Phänomen erfasst und die Zusammenhänge erklärt werden sollen. Daher leitet sich auch der Begriff „Grounded Theory“ ab, der in das Deutsche am ehesten mit „gegenstandsverankerte Theoriebildung“ übersetzen kann. Damit werden schon die zwei Äste der Theorie deutlich:

  • Gegenstandsorientierung: Die neue Theorie sucht ihre Verankerung in bereits bestehenden Erkenntnissen (exploratives Vorgehen)
  • Theoriebildung: Es wird eine neue Theorie entwickelt (induktives Vorgehen und theoretische Sättigung)

Es empfiehlt sich für eine qualitative Analyse im Rahmen der Grounded Theory-Methode in sechs Schritten vorzugehen:

  • 1: Theoretische Vorannahmen: Identifikation des Forschungsgegenstandes z.B. durch Formulierung der Forschungsfrage oder durch Ableitung von Hypothesen auf Basis einer ersten grundlegenden Literaturrecherche
  • 2: Methodik-Entscheidung: Identifikation der zu erhebenden Daten und Entscheidung für die Methodik
  • 3: Datensammlung und Datenerhebung: Erhebung der Daten und Transkription
  • 4: Codierung und Konzeptualisierung: parallele Auswertung und Analyse der Daten durch offenes Codieren und – bei Bedarf – weitere Datensammlung; dies wird als sog. ‚zirkuläres Verfahren‘ innerhalb der Methodik bezeichnet
  • 5: Beziehungsbildung: Bildung von Beziehungen aus den aus den Codes gebildeten Kategorien durch axiales Codieren
  • 6: Theoriebildung: Ableitung und Niederschrift der neuen Theorie, dies wird als „Theoretical Sampling“ oder theoretische Sättigung bezeichnet, in Form einer Ergebnisdarstellung

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Grounded Theory-Beispiel

Folgendes Grounded Theory-Beispiel soll die Anwendung verdeutlichen und Ihnen eine Hilfestellung geben:

SchrittInhaltBeschreibung und Grounded Theory-Beispiel
1Identifikation des ForschungsgegenstandsSie haben erkannt, dass in der Literatur nicht umfassend erforscht ist, ob es einen Zusammenhang zwischen Führung und Unternehmenserfolg gibt. Damit lautet Ihrer Forschungsfrage: Welche Parameter sind relevant, um in einem Unternehmen auf Grundlage eines genutzten Führungsstils einen nachhaltigen Unternehmenserfolg zu sichern? Eine mögliche Hypothese könnte in diesem Kontext lauten: Es existiert ein Zusammenhang zwischen Führung und nachhaltigem Unternehmenserfolg, der abhängig ist von den Parametern x und y.
2Identifikation der Daten und ErhebungsmethodeNachdem Sie in Schritt 1 bereits eine grundlegende Literaturrecherche durchgeführt haben, können Sie jetzt entscheiden, welches Forschungsverfahren geeignet ist, um die notwendigen Daten zur Beantwortung der Forschungsfrage zu erheben. Dies kann z.B. eine qualitative Analyse mittels Interviews, Beobachtungen oder (Online-)Befragung. Auch eine Inhaltsanalyse von Zeitungsartikeln ist denkbar, die nach verschiedenen Kriterien durchsucht werden.
3Datensammlung und DatenerhebungIn diesem Schritt erstellen Sie den Fragebogen bzw. entwickeln den Interviewleitfaden und führen die Befragung, um die Informationen zu erhalten, die Sie benötigen. Anschließend müssen Sie die Informationen transkribieren, um mit diesen arbeiten zu können. Hierzu bietet sich z.B. die Nutzung von f4transkript an (https://www.audiotranskription.de/shop/f4transkript/).

Qualitative Analyse: Codierung und Konzeptualisierung

SchrittInhaltBeschreibung und Grounded Theory-Beispiel
4Codierung und KonzeptualisierungCodierung:
Parallel zu Schritt 3 findet bereits nach jeder Datenerhebung (also immer dann wenn neue Daten dazu kommen) eine Datenanalyse statt. Zum Einsatz kommen für die Auswertung der Informationen Codierverfahren (zB. Codierung nach Strauss und Corbin). Konkret sind drei Arten möglich: das offene, das axiale oder das selektive Codieren. Diese werden i.d.R. hintereinander angewendet. In unserem Beispiel findet zunächst eine offene Codierung statt, indem Begriffe aus dem Datenmaterial herausgefiltert werden, die immer wieder vorkommen. Dies könnten z.B. Begriffe wie „Akzeptanz der Führungskraft“, „Zusammenarbeit im Team“ oder „Verständnis für betriebliche Zusammenhänge“ sein. Nutzen Sie hier eine Form der Codierung, in der ein besonders aussagekräftiger Begriff aus den Daten zu einem Code wird.

Konzeptualisierung:
Der nächste Schritt ist dann die Zusammenführung von Codes zu Kategorien, die sog. Konzeptualisierung. Im vorliegenden Beispiel könnte z.B. eine Kategorie „Führungsverständnis“ heißen, die aus den Codes „Akzeptanz der Führungskraft“ und „Zusammenarbeit im Team“ besteht. Die zweite Kategorie wäre „Unternehmenserfolg“; sie besteht aus dem Code „Verständnis für betriebliche Zusammenhänge“.

Qualitative Analyse: Theoretische Sättigung

SchrittInhaltBeschreibung und Grounded Theory-Beispiel
5Bildung von BeziehungenIn diesem Schritt findet die axiale Codierung statt. Hierunter wird verstanden, dass die Kategorien, die in Schritt 4 aus den Codes gebildet wurden, zueinander in eine Beziehung gestellt werden. Im vorliegenden Beispiel würde die Beziehung lauten: Wenn eine hohe Sensibilität im Führungsverständnis besteht, dann führt dies zu erhöhtem Unternehmenserfolg. Dann werden aus den Kategorien wieder Codes. Der neue Code lautet dann z.B. „Sensibilität“.
Darauf aufbauend folgt die selektive Codierung. Hier werden mehrere der neuen Codes zu einer Kategorie zusammengeführt, die Überleitung von Codes zu Kategorien beginnt also von vorne. So könnte z.B. der neue Code „Sensibilität“ zusammen mit einem weiteren Code „Einstellung“ zur (neuen) Kategorie „Führungsverständnis“ zusammengeführt werden.
6Entwicklung einer neuen Theorie
(Theoretical Sampling)
Als Ergebnis haben Sie nun mehrere Hauptcodes (Kategorien) vorliegen, die aus mehreren (Sub-)Codes bestehen. Am besten stellen Sie dies grafisch dar und stellen auch grafisch durch Pfeile die Beziehungen der Codes bzw. Kategorien untereinander dar. Dies ist dann das neue Modell – die neue Theorie –, die Sie mit Hilfe der Grounded Theory Methode entwickelt haben. Als letzter Schritt folgt noch die Ergebnisdarstellung, d.h. die sprachliche Ausformulierung und Erläuterung des Modells.

Ein wesentliches Element der Grounded Theory ist die parallele Erhebung neuer Daten und die gleichzeitige Analyse dieser. Dies wird auch als „Methode des ständigen Vergleichs“ bezeichnet. Sie führen diese beiden Schritte so lange durch, bis eine sog. theoretische Sättigung erreicht ist. Anders formuliert: Erhebung, Auswertung und Analyse werden so lange vorgenommen, wie die Analyse keine neuen Informationen mehr hervorbringt. Wann das der Fall sein wird lässt sich im Vorfeld der Forschung nicht sagen. Mit Erfahrung werden Sie aber vergleichsweise schnell merken, wann dieser Zeitpunkt gekommen ist.

Qualitative Analyse: Fazit und Unterstützung

Wichtig ist, dass es bei der Grounded Theory Methode kein „entweder-oder“ bei der Auswahl der Codierverfahren gibt. Vielmehr werden alle Verfahren hintereinander angewendet: Es ist also ein „sowohl-als-auch“. Man beginnt immer mit dem offenen Codieren, wie wir es Ihnen im Grounded Theory Beispiel bereits gezeigt haben. Anschließend erfolgt das axiale Codieren und abschließend das selektive Codieren.

Wiederholend erläutert die nachfolgende Tabelle nochmals in der Übersicht die drei Codierarten:

Offenes CodierenDie Daten werden kleinteilig analysiert und einzelnen Aussagen im Text werden Codes zugeordnet.
Axiales CodierenDurch die Verbindung von Codes untereinander entsteht ein Netzwerk von Codes.
Selektives CodierenEs erfolgt eine weitere Verdichtung der in der Phase des axialen Codierens entstandenen Codes.

Für die Umsetzung der Codierung empfehlen wir Ihnen das Programm MAXQDA. Als Tipp: Im Rahmen unseres dreiteiligen Tutorials finden Sie einen Einblick in die Vorgehensweise und Vorteile einer qualitativen Analyse mit MAXQDA. Gerne unterstützen Sie unsere Experten bei der Anwendung des Programmes und führen für Sie bzw. gemeinsam mit Ihnen die Codierungen durch.

Ebenso unterstützen Sie die Experten von Novustat gerne bei der Grounded Theory-Anwendung und bei Fragen zur theoretischen Sättigung. Von der Entscheidung über den Forschungsansatz sowie die Erhebung und Aufbereitung der Daten bis hin zur Auswertung, die Experten von Novustat stehen Ihnen mit Rat und Tat zur Seite. Nehmen Sie hier gerne Kontakt mit uns auf!

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