UTAUT ist ein Modell aus der Wirtschaftsinformatik und bedeutet Unified Theory of Acceptance and Use of Technology. Damit ist auch die Zielsetzung des Modells angesprochen, nämlich die Akzeptanz einer Innovation von Nutzenden zu evaluieren, um damit das individuelles Nutzungsverhalten zu optimieren. Dies erfolgt auf Basis mehrerer Einflussfaktoren. Es geht also darum, Aussagen und Erkenntnisse zu erhalten, warum Personen bestimmte Technologien nutzen bzw. nicht nutzen. Daraus lassen sich Maßnahmen für die Entwicklung und Kommunikation der technologischen Innovationen ableiten. Sehen Sie sich dazu auch die einzelnen Schritten sowie unser UTAUT Model Beispiel Medizin an!
Sie möchten wissen, wie Sie ein UTAUT Modell wirkungsvoll einsetzen, um individuelles Nutzungsverhalten bestmöglich planen und aussagekräftige Ergebnisse erzielen zu können? Wir unterstützen Sie herauszufinden, welche technologischen Innovationen bei Kunden und Nutzern die höchsten Akzeptanzwerte hat. Wenden Sie sich hierzu an uns für eine professionelle Statistik Beratung.
Der folgende Artikel gibt einen Einblick in den Einsatzbereich des UTAUT-Modells und erläutert dabei folgende Fragen:
- Was ist ein UTAT Modell und wie sehen die einzelnen Schritte konkret aus?
- Wie wird ein UTAT Modell beispielhaft im Bereich Medizin vorbereitet und umgesetzt?
Definition UTAT Modell
Technologieakzeptanzmodelle beschäftigen sich vereinfacht gesagt mit der Frage, warum Personen Technologien nutzen oder eben nicht nutzen. Das UTAT Modell steht in starkem Zusammenhang mit dem TAM Modell (Technology Acceptance Modell), welches von F. Davis Mitte der 80er Jahre entwickelt und in Zusammenarbeit mit Venkatesh und Bala Anfang der 2000er Jahre modifiziert wurde.
Ausgangspunkt des Akzeptanzmodells sind zwei theoretische Überlegungen: die Theorie des
überlegten Handelns sowie die Theorie des geplanten Handelns. Erstere versucht das Nutzerverhalten vorherzusagen und zweitere bezieht rationales Handeln und die Einstellung der Individuen in die Nutzungsentscheidung mit ein. Die Akzeptanz einer technologischen Innovation bestimmt sich also im Rahmen des TAM über die wahrgenommene Nützlichkeit sowie die wahrgenommene Benutzerfreundlichkeit, also den geschätzten erforderlichen Aufwand.
Das heißt, eine als nützlich wahrgenommene Technologie, die leicht und ohne großen Aufwand bedienbar ist, wird demnach eher von Nutzern akzeptiert und verwendet.
Das UTAUT-Modell: Einflussfaktoren zur Technologieakzeptanz und Nutzung
Das UTAUT Model (Unified Theory of Acceptance and Use of Technology) nutzt nun diese Vorüberlegungen und optimiert diese, indem vier Einflussfaktoren zur Evaluierung miteinbezogen werden. Diese Schlüsselvariablen sind: erwartete Leistung, erwarteter Aufwand, sozialer Einfluss und unterstützende Bedingungen.
- Die erwartete Leistung ist dabei der stärkste der vier Einflussfaktoren. Damit ist die Erwartung der Nutzenden gemeint, ob und inwieweit eine (innovative) Technologie für die persönliche Arbeit eine Erleichterung darstellt bzw. man einen persönlichen Nutzen daraus zieht. Dieser Faktor entspricht also der wahrgenommenen Nützlichkeit im TAM Modell.
- Der Faktor erwarteter Aufwand gibt das Ausmaß der zu erwartenden Nutzung bzw. Komplexität an und entspricht der wahrgenommenen Benutzerfreundlichkeit im TAM Modell.
- Der soziale Einfluss als dritte Schlüsselvariable beschreibt den Einfluss externer Personen auf den Nutzenden der Technologie bzw. des Systems, also das Ausmaß, in dem ein Individuum glaubt, dass andere Personen von ihm erwarten, dass es die Technologie nutzt.
- Die unterstützenden Bedingungen schließlich beschreiben das Ausmaß und die Fülle, in dem, vom Benutzenden angenommen, eine organisatorische und technische Infrastruktur zur Unterstützung und Erleichterung der Technologienutzung vorhanden ist.
Ergänzend zu diesen vier Schlüsselfaktoren werden noch demographische Variablen, zum Beispiel Alter und Geschlecht, sowie die persönliche Erfahrung mit technischen Innovationen als auch die Freiwilligkeit der Nutzung berücksichtigt. Diese weiteren Faktoren beeinflussen ebenso sowohl die Nutzungsabsicht, also die Bereitschaft, eine neue Technologie bzw. Innovation tatsächlich einsetzen zu wollen, als auch das tatsächliche Nutzungsverhaltens der Technologie.
Nachstehende Abbildung veranschaulicht nochmals den Aufbau des UTAUT Modells mit den vier Schlüsselfaktoren sowie relevanten externen Einflussvariablen.
Beispiel Technologie-Akzeptenzanalyse in der Medizin
Als Beispiel für die Umsetzung und Anwendung des UTAUT Models nehmen wir den Bereich Medizin. Konkret geht es um die zunehmende Komplexität in Operationssälen durch die zunehmende technologische Digitalisierung, die auch nutzende Personen, etwa chirurgisch technisches Personal vor große Herausforderungen (unter anderem zu Big Data im Gesundheitswesen) stellt. Daher sollen beispielhaft Einflussfaktoren identifiziert werden, die die Akzeptanz eines implementierten digitalen OP-Informationssystems bewerten sollen. Weiters soll die Einschätzung der Usability durch die Nutzenden ermittelt werden. Als Grundlage nehmen wir eine standardisierte Befragung – auf Basis des UTAUT Modells – von Nutzern aus dem Bereich ‚Chirurgisch-Technische-Assistenz‘ an und erläutern nachfolgend – im Sinne einer Checkliste – mögliche Ergebnisse hinsichtlich der einzelnen Schlüsselfaktoren.
Ein konkretes Beispiel für ein validen Fragenkonstrukt findet sich in den weiterführenden Links:
Faktor 1: Leistungserwartung
Die erwartete Leistung lässt sich mit Aussagen in Bezug auf die Nutzung und Usability des digitalen OP-Informationssystems ermitteln, konkret:
- Ich empfinde das OP-Informationssystem in meinem Arbeitsalltag als nützlich
- Die Nutzung des OP-Informationssystems hilft mir, Aufgaben schneller zu erledigen
- Die Nutzung des OP-Informationssystems erhöht meine Produktivität
- Die Nutzung erhöht meine Chancen Dinge zu erreichen, die mir wichtig sind.
Faktor 2: Aufwandserwartung
In diesem Konstrukt stehen unter anderem vier Fragen nach der Bedienung und der Interaktion mit dem System, um zu klären, ob das OP-Informationssystem für die Nutzenden eine zusätzliche Erhöhung der Komplexität bedeutet oder nicht:
- Die Interaktion mit OP-Puls ist klar und verständlich
- Es fällt mir leicht, mich mit der Technologie vertraut zu machen
- Ich finde es leicht, das OP-Informationssystem zu bedienen
- Die Nutzung des OP-Informationssystems ist für mich einfach zu erlernen
Faktor 3: Sozialer Einfluss
Die Fragen zum sozialen Einfluss und zu wichtigen Bezugspersonen sowie Projektverantwortlichen aus dem Unternehmen sollen klären, inwieweit es sich um ein gelungene technische Innovation und damit um eine sinnvolle Investition seitens des Unternehmens handelt:
- Personen, die mein Verhalten beeinflussen, denken, ich sollte das OP-Informationssystem nutzen
- Personen, die mir wichtig sind, denken, ich sollte das OP-Informationssystem nutzen
- Die Projektverantwortlichen waren bei der Einführung von des OP-Informationssystemssehr hilfreich
- Das Unternehmen unterstützt die Nutzung des OP-Informationssystems
Faktor 4: Unterstützende Bedingungen
Das Maß an erleichternden Kompetenzen und Ressourcen sowie an organisatorischer und technischer Infrastruktur zur Nutzung wird mit folgenden vier Aussagen evaluiert:
- Ich habe die notwendigen Ressourcen, um das OP-Informationssystem nutzen zu können
- Ich habe das notwendige Wissen, um das OP-Informationssystem nutzen zu können
- Das OP-Informationssystem ist nicht mit anderen von mir benutzten Systemen kompatibel
- Ich kann mich an eine festgelegte Stelle wenden, wenn ich Schwierigkeiten bei der Nutzung des OP-Informationssystems habe
Faktor 5: Nutzungsabsicht und externe demographische Faktoren
Das Thema möglicher Berührungsängste bzw. die Akzeptanz für das System wird schließlich mit folgenden Fragen abgedeckt:
- Ich beabsichtige, in der Zukunft auch weiterhin das OP-Informationssystem zu nutzen
- Ich werde bei der täglichen Arbeit immer versuchen, das OP-Informationssystem zu nutzen
- Ich habe vor, das OP-Informationssystem weiterhin regelmäßig zu nutzen
Gleichzeitig werden die Aussagen in den einzelnen Schlüsselfaktoren des UTAUT-Modells hinsichtlich weiterer Einflussfaktoren wie Geschlecht und Alter überprüft, um die Ergebnisse zur Nutzungsabsicht tiefgehender und detaillierter in Bezug auf die konkreten Nutzer zu begründen.
Die Anwendungsgebiete des UTAUT Modells sind weitreichend, weitere konkrete Beispiele neben Gesundheitsversorgung könnten sein: Technologieakzeptanz von Pflegepersonen hinsichtlich elektronischer Pflegedokumentation; Akzeptanz von Web 2.0-Anwendungen in KMU-Netzwerken; Akzeptanz von Smart Home oder Smart Mobility Technologien, etc.
Fazit
Das UTAUT Modell (Unified Theory of Acceptance and Use of Technology) ist ein Modell aus der Wirtschaftsinformatik mit dem Ziel, die Akzeptanz eines Systems oder einer technischen Innovation von Nutzenden zu bewerten und Aussagen über individuelle Nutzungsverhalten ableiten zu können. Dies erfolgt auf Basis von vier Einflussfaktoren. Diese Schlüsselvariablen sind: Leistungserwartung, Aufwandserwartung, sozialer Einfluss und unterstützende Bedingungen. Dazu werden noch externe Einflussfaktoren berücksichtigt. Dazu gehören demographische Variablen – wie Geschlecht und Alter- sowie die persönliche Erfahrung mit technischen Innovationen und die Freiwilligkeit der Nutzung.
Bei weiteren Fragen zu rund um die Durchführung und Umsetzung eines UTAUT Models stehen Ihnen das Expertenteam von Novustat gerne zur Verfügung. Nutzen Sie dazu unverbindlich unser schriftliches Kontaktformular!
Weiterführende Links: Utaut Modell
Davis, F. D., Bagozzi, R. P., & Warshaw, P. R. (1989). User Acceptance of Computer Technology: A Comparison of Two Theoretical Models. Management Science, 35(8), 982–1003. https://pubsonline.informs.org/doi/10.1287/mnsc.35.8.982?cookieSet=1
Venkatesh V., Morris, M., Davis, G. & Davis, F. (2003). User Acceptance of Information Technology: Toward a Unified View. MIS Quarterly, 27(3), 425-478. https://doi.org/10.2307/30036540
Peris, M. & Nüttgens, M. (2011). Anwendung der Unified Theory of Acceptance and Use of
Technology zur Akzeptanzbestimmung von Web 2.0-Anwendungen in KMU-Netzwerken. Universität Hamburg. https://cs.emis.de/LNI/Proceedings/Proceedings182/88.pdf
Hlawaty, C. (2022). Technologieakzeptanz von Pflegepersonen hinsichtlich elektronischer Pflegedokumentation. Masterarbeit. Fachhochschule FH Campus Wien
Heyne, S. (2021). Akzeptanz von digitalen OP-Informationstechnologien anhand eines Praxisbeispiels. Master-Thesis. Donau-Universität Krems.